REPORTAGE

Kapstadt – das moderne Museum afrikanischer Kunst

Sehnsuchtsziel Kapstadt, Südafrikas schönste Stadt. Klassiker unter den Besuchszielen ist die Victoria & Albert Waterfront. Dort, im aufpolierten Hafenviertel, überrascht das moderne Museum afrikanischer Kunst.

Der erste Eindruck: Beton, nackter Beton, innen wie außen. Eine raue Ästhetik prägt das MOCCA. Das ist die Abkürzung für „Museum of Contemporary Art Africa“, also das Museum für Zeitgenössische Kunst Afrikas. Das macht den Kunsttempel an Kapstadts Victoria & Albert Waterfront einzigartig. Hier finden afrikanische Künstler ein lang ersehntes Forum, eine internationale Schaubühne. Stets laufen mehrere Wechselausstellungen parallel. Das hat seinen Vorteil für Besuchs-Wiederholer: Es gibt immer Neues zu entdecken.

 

Das Museum, ein eigenes Kunstwerk

„Das MOCCA ist das größte Kunstmuseum, das in den letzten 100 Jahren in Afrika entstand, und das erste große Museum Afrikas, welches der zeitgenössischen Kunst des schwarzen Kontinents gewidmet ist“, jubelte das Kapstadt-Magazin 2017 zur Eröffnung und setzte hinzu: „Der spektakuläre Museumsbau in Kapstadts berühmtem Hafenviertel gilt schon jetzt als eigenes Kunstwerk.“ Längst hat sich das MOCCA als neues Ziel und Wahrzeichen etabliert. Es ist eine ideale Ergänzung zu Besuchermagneten wie dem Tafelberg, dem Kap der guten Hoffnung und dem Weltkulturerbe Robben Island (die Gefängnisinsel in der Tafelbucht, wo Nelson Mandela einsaß). Treibende Kraft hinter dem Museumsprojekt war der deutsche Kunstsammler Jochen Zeitz.

Wunderbare Kontraste

Das MOCCA steckt in einem einstigen Getreidesilo aus den 1920er Jahren. Der Londoner Architekt Thomas Heatherwick gestaltete das Gebäude um und integrierte bewusst die Spuren des Alten. Das seht ihr inbesondere im Kellergeschoss mit seinem Tunnelsystem und alten Gerätschaften. Ein kleines Labyrinth aus Industriekultur und Kunst. Selbst in abgelegensten Winkeln hängen noch Kunstwerke an den Wänden. Wunderbare Kontraste.

Exposiciones temporales
„Black is beautiful“ – das gilt auch bei Werken wie diesen, die bei Wechselausstellungen im MOCCA zu sehen sind

Wie eine ausgehöhlte Kathedrale

Das Spiel mit den Gegensätzen beginnt bereits, wenn man das Atrium betritt. Es wirkt wie eine ausgehöhlte Kathedrale der Moderne. Langgezogene Beton-Ovale kontrastieren mit dem Naturlichteinfall durch zylinderartige Dachfenster, einer Wendeltreppe, den avantgardistischen Glasaufzügen.

Start im sechsten Stock

Unser Tipp: Nehmt zu Beginn eures Besuchs einen Glasaufzug und fahrt hinauf in den obersten Stock, den sechsten. Dort geht ihr hinaus auf die Dachterrasse. Durch eine Panorama-Glasfront liegt der legendäre Tafelberg in Sicht, doch der legt oft sein „Tafeltuch“ aus Wolken auf. Gute Adresse auf derselben Etage ist die Lounge, wo sich schöne Ausblicke über den Hafen bieten und ihr auf einen Drink einkehren könnt – doch das am besten später, um den Kunstgenuss sacken zu lassen.

Abwärts zur Kunst

Zunächst steht die Kunst im Fokus. Dazu kämpft ihr euch gewissermaßen von oben nach unten: auf der Wendeltreppe mit ihrem schwarz glasierten Belag von Stock zu Stock und somit von Ausstellung zu Ausstellung, den „Exhibition Galleries“. Unterwegs liegt von der Treppe aus das Atrium fotogen aus verschiedensten Perspektiven zu euren Füßen.

Stolz, Lebensgefühl, Selbstbewusstsein

Manche Ausstellungssäle fallen gegen den innovativen Museumsrahmen ab, beschränken sich auf nüchterne Funktionalität. Doch es kommt, wie überall, auf die Inhalte an: ob Ölbilder, Collagen, Installationen, Skulpturen, dokumentarische Plakate oder Video Art.

Mitunter geht es noch um historische Wunden wie Sklaverei und Apartheid. Das wirft ein Licht auf das Museum selber und die dahinterstehende Symbolik. Das MOCCA versinnbildlicht den Stolz, das Lebensgefühl und das Selbstbewusstsein eines ganzen Kontinents und seiner Menschen, von Afrika und den Afrikanern. Einfach sehenswert.

Praktische Infos

Das Museum öffnet dienstags bis sonntags 10-18 Uhr. Der Eintrittspreis kann auch mit Kreditkarte bezahlt werden. Weitere Infos unter: http://zeitzmocaa.museum

 

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Atrio del MOCCA
Im Atrium des MOCCA steigt der Blick zu den zylinderartigen Dachfenstern auf