REPORTAGE
Consuegra – der Hügel der Windmühlen
Wer in Zentralspanien auf den Ort Consuegra zufährt, glaubt fast an eine Halluzination. Über dem Hügel darüber steigen Windmühlen wie Erscheinungen auf.
Der unsinnige Kampf gegen die Windmühlenflügel aus dem Buch „Don Quijote“ ist legendär. Der Dichter Cervantes (1547-1616) ließ sich durch die Windmühlen im Landstrich La Mancha inspirieren – und genau dort liegt der Ort Consuegra.
Zwölf Mühlen
Zwölf Windmühlen ziehen sich hoch über Consuegra über den Hügel Calderico. Dieser Anblick wird euch begeistern. Die Mühlen stehen in Abständen auseinander. Dazwischen liegt die Burg. Eigentlich stehen die Flügel der Windmühlen still. Doch es gibt vereinzelt Ausnahmen im Jahr. Dann wird mal eine zu Schauzwecken oder bei Volksfesten wie dem Safranfest „Rosa del Azafrán“ Ende Oktober in Gang gesetzt. Ansonsten sind die Mühlen, die ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert stammen, außer Dienst. Sie sind stilvoll restauriert worden und echte Hingucker.
Kampf gegen Riesen
Don Quijote glaubte, die Windmühlen seien ungeheure Riesen. Er wollte sie zur Schlacht herausfordern, um ritterlichen Ruhm anzuhäufen. Sein Knappe Sancho Panza machte ihn darauf aufmerksam, dass es sich lediglich um Windmühlen handelte, nicht um Giganten. Verblendet von Abenteuerlust, hielt das Don Quijote nicht vom Kampf ab. Hoch zu Pferd stürmte er mit erhobener Lanze auf den ersten Riesen los. Leider verhakte sich die Waffe in einem Windmühlenflügel. Die Lanze zerbrach. Der Ritter wurde durch die Lüfte geschleudert und gab sich der Lächerlichkeit preis.

Mühlen mit Instagramfaktor
Heute ist die beste Attacke auf die Windmühlen die mit der Kamera oder dem Handy. Die Bauwerke haben echten Instagramfaktor. Das Schwarz der Flügel kontrastiert mit dem leuchtenden Anstrich in Weiß. Die Blautöne mancher Fenster harmonieren perfekt mit dem Himmel über der Mancha.
Fußweg von Mühle zu Mühle
Unser Tipp: Stellt euer Fahrzeug zu Füßen des Hügels oder spätestens bei den ersten beiden Mühlen ab. In einer davon ist eine Touristeninformation untergebracht. Dort bekommt ihr einen Übersichtsplan, auf dem auch die Mühlen verzeichnet sind. Man kann die Mühle mit dem Touristenbüro besuchen. Das kostet Eintritt, dürfte aber nur für Hardcore-Mühlenfans interessant sein. Schöner sind die Anblicke von außen – und die Ausblicke ins weite Umland.
Ein Fußweg führt von Mühle zu Mühle. Da seid ihr mindestens zwanzig Minuten von der ersten bis zur letzten Mühle unterwegs und könnt euch unterwegs die besten Perspektiven für die Fotos aussuchen: mit Felsen dazwischen, mit dem Weg im Vordergrund, die Flügel vor dem Stahlblau des Himmels. Einfach klasse. Die Festung aus dem Mittelalter gibt ebenfalls gute Fotomotive ab.







Windmühlen mit Namen
Kurios ist, dass jede Windmühle einen Namen trägt. Unsere Favoriten sind „Sancho“, „Mochilas“ und „Vista Alegre“. Das sind die ersten drei Mühlen zwischen der Touristeninformation in der Mühle „Bolero“ und der Burg. Dazu müsst ihr zunächst ein Stück auf dem Weg bergan gehen und habt nun den Vorteil, dass ihr relativ weit weg von der Straße seid. Das gilt ebenso für die erste Mühle hinter der Festung, die „Cardeño“ heißt.
Die letzten Mühlen „Rucio“, „Espartero“ und „Clavileño“ liegen wiederum nahe der Straße, die dort als Sackgasse endet. Da ist oft mehr los als bei „Mochilas“ & Co. Mehr los heißt auch: mehr Lärm.
Begegnungen mit Quijote
Don Quijote begegnet ihr zweimal. Zum einen wird er als magere Metallskulptur während der Öffnungszeiten der Mühle „Rucio“ herausgeholt und neben die Tür gestellt; das Innere mit dem alten Mechanismus ist besuchbar. Zum anderen empfängt Don Quijote am Ortseingang von Consuegra als Metallrelief vor einer Mauer – ist dort allerdings ein wenig vom Zahn der Zeit angenagt.
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